FANIS

Wie entsteht die Welt? Wie entstehen Gesellschaften?

 

Elementare Fragen liegen dem Sagenstoff der „Frauen aus Fanis“ zugrunde, den die Südtiroler Autorin Anita Pichler vor vielen Jahren gemeinsam mit der Sagenforscherin Ulrike Kindl erkundet hat und aus den Bruchstücken der Jahrhunderte alten Überlieferungen dreizehn Portraits von fürstlichen, teils rätselhaften Frauengestalten gewoben hat, in deren Händen das Schicksal von Fanis liegt. Fanis ist eine weitläufige Hochalpe in den Dolomiten. Dorthin haben die Ladiner ihren zeitlosen Mythos projiziert.

Die beiden in Wien lebenden Tiroler Künstler, der Musiker und Komponist Florian Kmet und die Autorin und Schauspielerin Ursula Scheidle, haben sich auf den Weg zurück in die Berge gemacht, aus denen sie selbst vor vielen Jahren aufgebrochen sind, und auf Spurensuche dieser teils sehr abstrakten Bilder, die den Erzählungen aus Fanis zugrunde liegen.

 

Intro, Ausschnitt aus dem Ö1 Radiofetaure: „Meine Arbeit ist die Sprache – Erinnerungen an die Südtiroler Schriftstellerin Anita Pichler“

FANIS.

Sie erzählen das Immergleiche, was alle Geschichten erzählen: Sie erzählen vom Werden und Vergehen, von Erde, Wasser, Wind und Feuer. Sie erzählen von der Materie der Urmutter Tanna; von Samblana, die über das Werden und den Verlust der Formen des Lebens entscheidet; sie erzählen von den Elementen: von Dindia, dem Wind, dem Spiel der Verfolgung, von Sexualität und Macht. Sie erzählen vom Umgang mit den Elementen, der Kultur, von Somawida, die Feuer ist, Erz. Sie erzählen von Tsikuta, der Wahrnehmung der Zeit, der Geschichte; sie erzählen von der Gründung eines Reiches und seiner Fürstin Moltina, von Kämpfen, Siegen und Niederlagen, von Dolasilla, der Kriegerin, der Priesterin und von der Auflösung, vom Vergessen und Verschwinden dieser Wirklichkeit. Am Ende steht bloß noch ein Sonnenstrahl, Sorejina, die Zeit nach der Zeit, ein Beginn. (Anita Pichler)