Feb 25, 2022
„Meine Arbeit ist die Sprache“
Erinnerungen an die Schriftstellerin Anita Pichler.
Feature von Ursula Scheidle.
„Ihr schmales Werk“ wird zum „Besten der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“ gezählt, ihre Sprache als „Prosa von irritierendem Reiz“ beschrieben. Anita Pichler, geboren 1948 in Meran, war die erste Südtiroler Schriftstellerin der Nachkriegszeit, die über die Grenzen des Landes hinaus bekannt wurde. Ihr Werk sorgte auch für Diskussionen. Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki bezeichnete ihren beim Bachmann-Wettbewerb vorgestellten Text als „Kunstgewerbe mit Talmi“, er erschien später unter dem Titel „Die Zaunreiterin“ beim Suhrkamp Verlag. In Anita Pichlers Texten ist eine intensive Auseinandersetzung mit Sprache zu bemerken. In ihrem Prosaband „Beider Augen Blick – Neun Variationen über das Sehen“ hat sich die Schriftstellerin mit dem, was „erzählbar ist“ auseinandergesetzt, in weiteren Werken mit historischen und mythologischen Stoffen aus ihrer Heimat Südtirol, die sie neu deutete, in moderne Literatur transferierte und ins Heute holte.
Ursula Scheidle hat die Schriftstellerin vor 25 Jahren in Brixen zu ihren damals im Haymon Verlag erschienenen Erzählungen „Die Frauen aus Fanis“ gemeinsam mit der Germanistin und Mythenforscherin Ulrike Kindl interviewt. Ein Jahr später starb Anita Pichler 1997 in Bozen an Krebs. Die Feature-Autorin konnte diese Begegnung sowie die zeitlosen Erzählungen über die rätselhaften Fürstinnen, geschaffen aus den Bruchstücken ladinischer Erzähltradition, nie vergessen. Während des ersten Corona-Lockdown hat sie gemeinsam mit dem Musiker Florian Kmet versucht, den Reiz der Texte in einem Hörstück zu ergründen. Sie hat dazu die Mythenforscherin Ulrike Kindl noch einmal in Brixen getroffen sowie die beiden Nachlassverwalterinnen, die Schriftstellerin Sabine Gruber und die Publizistin Renate Mumelter, um mehr über Anita Pichler und die Anziehungskraft, die ihr Werk auf sie ausübt, herauszufinden.
Ö1 Kunstsonntag: Tonspuren
Dez 10, 2021
Carla sehnt sich nach der großen Katastrophe, um frei zu werden, frei von Verpflichtungen, Beziehungen und einem immergleichen Alltag, der ihrem Leben einen letzten Rest von Struktur verleiht. Wir folgen Carla durch diesen Alltag, den sie ihrer Therapeutin, Frau Klarfeldt, am Telefon eindringlich schildert und sich im Laufe der Telefongespräche in alptraumhafte Räume und Begegnungen verwandelt. Immer tiefer dringen wir dabei in Carlas eigentliches Drama vor, das sich zwischen ihr und ihrer Mutter, die sie im Altersheim besucht, vor vielen Jahren ereignet hat. Mutter wie Tochter fühlen sich beide schuldig am Tod des Mannes, des Vaters. Doch darüber wurde und wird nicht gesprochen.
Daniel Wisser hat dieses Hörspiel im Eindruck der Pandemie und der Lockdowns geschrieben, in denen die Katastrophe zum Alltag und der Alltag zur Katastrophe wird. Er hat, wie er sagt, „mit einer gewissen Faszination bemerkt, dass viele Menschen fast begeistert darüber waren, dass soziale Kontakte und Verpflichtungen wegfielen bzw. leicht und ohne Ausrede abzusagen waren. Der heimliche, immer schon gehegte Wunsch, den bisherigen Alltag hinter sich zu lassen, konnte plötzlich frei ausgelebt werden.“ Also hat er sich, wie er schreibt, „auf die Suche nach den Gründen für die Sehnsucht nach Katastrophen und Untergangsszenarien und die Hintergründe für allzu voreiligen oder haarsträubenden Alarmismus gemacht,“ denn der Autor glaubt, „dass diese nicht in den äußeren Umständen, sondern in persönlichen Frustrationen zu suchen sind.“ In seinem Text durchmisst Daniel Wisser den „Imaginationsraum Hörspiel“ neu, spielt mit Erzähl- und Zeitebenen sowie mit Außen- und Innenräumen.
Dez 10, 2021
Carla sehnt sich nach der großen Katastrophe, um frei zu werden, frei von Verpflichtungen, Beziehungen und einem immergleichen Alltag, der ihrem Leben einen letzten Rest von Struktur verleiht. Wir folgen Carla durch diesen Alltag, den sie ihrer Therapeutin, Frau Klarfeldt, am Telefon eindringlich schildert und sich im Laufe der Telefongespräche in alptraumhafte Räume und Begegnungen verwandelt. Immer tiefer dringen wir dabei in Carlas eigentliches Drama vor, das sich zwischen ihr und ihrer Mutter, die sie im Altersheim besucht, vor vielen Jahren ereignet hat. Mutter wie Tochter fühlen sich beide schuldig am Tod des Mannes, des Vaters. Doch darüber wurde und wird nicht gesprochen.
Daniel Wisser hat dieses Hörspiel im Eindruck der Pandemie und der Lockdowns geschrieben, in denen die Katastrophe zum Alltag und der Alltag zur Katastrophe wird. Er hat, wie er sagt, „mit einer gewissen Faszination bemerkt, dass viele Menschen fast begeistert darüber waren, dass soziale Kontakte und Verpflichtungen wegfielen bzw. leicht und ohne Ausrede abzusagen waren. Der heimliche, immer schon gehegte Wunsch, den bisherigen Alltag hinter sich zu lassen, konnte plötzlich frei ausgelebt werden.“ Also hat er sich, wie er schreibt, „auf die Suche nach den Gründen für die Sehnsucht nach Katastrophen und Untergangsszenarien und die Hintergründe für allzu voreiligen oder haarsträubenden Alarmismus gemacht,“ denn der Autor glaubt, „dass diese nicht in den äußeren Umständen, sondern in persönlichen Frustrationen zu suchen sind.“ In seinem Text durchmisst Daniel Wisser den „Imaginationsraum Hörspiel“ neu, spielt mit Erzähl- und Zeitebenen sowie mit Außen- und Innenräumen.
Okt 15, 2021
Regie: Ursula Scheidle
Musik: Angélica Castelló
Ton: Fritz Trondl, Anna Kuncio und Manuel Radinger
Regieassistenz: Daniela Gassner
Regieassistenz: Julia Herzog
Dramaturgie: Philip Scheiner
Redaktion: Elisabeth Zimmermann
Besetzung und Produktionsleitung: Stefanie Zussner
Sendung ORF: 11.12.2021, Ö1 Hörspiel, 14.00 Uhr
Okt 15, 2021
Die Vitaminlüge
Hörspiel von Daniel Wisser
CARLA sehnt sich nach der großen Katastrophe, um frei zu werden, frei von Verpflichtungen, Beziehungen und einem immergleichen Alltag, der ihrem Leben einen letzten Rest von Struktur verleiht. Wir folgen CARLA durch diesen Alltag, den sie ihrer Therapeutin, Frau KLARFELDT, am Telefon eindringlich schildert und sich im Laufe der Telefongespräche in alptraumhafte Räume und Begegnungen verwandelt. Immer tiefer dringen wir dabei in CARLAS eigentliches Drama vor, das sich zwischen ihr und ihrer Mutter, die sie im Altersheim besucht, vor vielen Jahren ereignet hat. Mutter wie Tochter fühlen sich beide schuldig am Tod des Mannes, des Vaters. Doch darüber wurde und wird nicht gesprochen. Die unselige Verbindung, die die kleine Familie aneinander hält, ist Quelle für CARLAS Katastrophensehnsucht und nervösen, phobisch-neurotischen Zustand.
Daniel Wisser hat dieses Hörspiel im Eindruck der Pandemie und Lockdowns geschrieben. Er hat,“ wie er sagt, „mit einer gewissen Faszination bemerkt, dass viele Menschen fast begeistert darüber waren, dass soziale Kontakte und Verpflichtungen wegfielen bzw. leicht und ohne Ausrede abzusagen waren. Der heimliche, immer schon gehegte Wunsch, den bisherigen Alltag hinter sich zu lassen, konnte plötzlich frei ausgelebt werden.“ Also hat sich, wie er schreibt, „auf die Suche nach den Gründen für die Sehnsucht nach Katastrophen und Untergangsszenarien und die Hintergründe für allzu voreiligen oder haarsträubenden Alarmismus gemacht,“ denn er glaubt, „dass diese nicht in den äußeren Umständen, sondern in persönlichen Frustrationen zu suchen sind.“
In seinem Text durchmisst Daniel Wisser den „Imaginationsraum Hörspiel“ neu, spielt mit Erzähl- und Zeitebenen sowie mit Außen- und Innenräumen. Ganz im Sinne des „Jandl´schen-Mayeröcker Imperativs“: Hör!Spiel!
Aug 21, 2021