Im Puppenhaus (2009)

Weltpappe, Weltschlappe, Lebenskrawatte, Familiengepappe! – Burn out! Stadium eins!

Entstanden mit Hilfe eines Werkstattstipendiums der uni-T und Nominierung zum Retzhofer Literaturpreis 2010; frei zur Uraufführung

Synopsis

Nur Zimmer – ohne das Haus. Wo Wände standen – Klebestreifen. Und wo der Körper endet, fängt die Puppe an. Im Puppenhaus nach Ibsens Nora: Die Sexpuppe Erika feiert Weihnachten mit dem Ehepaar Hans und Anna. Maria, Hans’ heimliche Geliebte, hat dessen Ex-Chef Peter eingeladen. Und wo Liebe nicht ist, wird etwas Lebendiges geschenkt: Angst, Burn-Out, Arbeitslosigkeit, Amokläufe und der Leguan Franz. Sonst – alles wie immer. Der kleine Alltagswahnsinn im großen Lebenschaos. Bauen Sie selbst Ihr Haus!

Das geteilte Wohnzimmer  zeigt zwei verschiedene Lebenswelten: Die Welt des Ehepaars HANS und ANNA, die Welt von MARIA.  Die Begrenzungen der beiden Lebenswelten bzw. die Raumverhältnisse sind variabel. Sie werden im Laufe des Stücks immer wieder neu definiert  bzw. lösen sich mehr und mehr auf. HANS, ANNA, MARIA, PETER  und ERIKA (Das Klebeband ist ihr Requisit. Manchmal verwenden es auch die anderen Figuren.), FRANZ, sobald er in das Geschehen eingeführt wird, verlassen die Szene während der gesamten Spieldauer nie. Sie sitzen, stehen, liegen und  positionieren sich  während der gesamten Handlung  je nach Bild (Puppen im Puppenhaus.). Die Namenswahl HANS-PETER, ANNA-MARIA ist kein Zufall. Sie sind als Doppelfiguren zu lesen, zu positionieren. Sie sind sich gegenseitig Schatten, Projektion, Wunsch, Angst, Vorstellung. ERIKA und FRANZ sind demnach Schatten, Projektion, Wunsch, Angst, Vorstellung aller.Die Requisiten im Stück sind in ihrer Funktion alle entweder zu groß, zu klein, zu lang, zu kurz, zu laut, zu bunt, zu viel, zu wenig. Das passt hier alles nicht. Das hat hier keine Logik, sagt einmal HANS.

Kleine Leseanleitung zum Ton der Figuren: Die Sprache verdrängt das Gefühlte. Sie ist den Figuren zur Maske geworden. Diese Maske erinnert zwar an das reale Gesicht darunter. Manchmal bricht die Emotion durch diese Maske.

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Letzter Halt: Plattform 80 (ORF 2013)

„Was für eine Farce, dieses Kino in meinem Kopf.“

Hörspielpreis der Kritik für das „künstlerisch anspruchsvollste und ansprechendste Hörspiel“.

Regie: Harald Krewer. In den Hauptrollen Wolfgang Bachofner und Petra Morzé

Synopsis

Mal ist er dem Leben ein Stück näher und manchmal dem Tod. Konrad, ein Schauspieler von Beruf, pendelt. Er durchforstet sein Leben und pendelt zwischen ganz oben und ganz unten. Wie viele andere Patienten auch, deren Seinszustand auf Diagnosezetteln festgehalten ist, pendelt er mit dem Aufzug im großen Krankenhaus zwischen Erdgeschoss und oberstem Stock, der Plattform 80. Dabei begegnet Konrad seltsamen Gestalten. Er trifft auf Elena, die Chefputzfrau, auf Rudi, den Chefpatienten, auf Fritz, den Chefarzt und auf Franz, der Chefpräparator des Hauses ist. Am wichtigsten von allen aber ist Ilse, die Nachtdienst habende Stationsschwester. Sie begleitet Konrad auf seinem letzten Weg. „Ich bin die Lady mit der fokussierbaren Taschenlampe. Damit komme ich dir ganz nah. Damit leuchte ich dir bis in deine Venen. Verfolge den Pulsschlag in deinem Blut. Du bist gesunken, auf 5.267 m, die tiefste Stelle im Europäischen Mittelmeer, im ionischen Becken, das Calypsotief. Was für eine Farce, dieses Kino in meinem Kopf.“ Am Ende wird sich Ilse beim Chefpräparator Franz, der auch ein Reisebüro betreibt, ein Ticket nach Papua Neuguinea kaufen. One way, bitte. Denn Konrads Bett ist leer, „ein unberührter, blütenweißer Kontinent.“
Das Stück ist ein Spiel mit Zeit und Räumen, folgt der dramaturgisch der Struktur eines Traums, die Szenen sind Kippbilder, die Seinszustände vertiefen, ohne zu psychologisieren. Ist das Stück Ilses Kopfkino? Ist es Konrads Hinübergleiten in den Tod?

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Jurybegründung

Das Gewinnerstück hat einen Schauplatz gewählt, den heutzutage vornehmlich amerikanische Fernsehserien okkupieren: nämlich das Krankenhaus. Man könnte meinen, es ist alles erforscht in so einem Gebäude, in diesem Apparat, der Arbeitsplatz für Fachkräfte und zugleich Durchgangsstadium ist für Patienten und Besucher, wo Schläuche säuseln und Hightech-Geräte ticken, wo eine Stimmung der Hektik wie der Beruhigung gleichermaßen herrscht. Kreißsaal-Action und Chefarztträume, Liebschaften und Krankenleid. Das Gewinnerhörspiel aber legt noch ein Scherflein nach und sucht mit den ureigenen Mitteln eines Hörspiels einen ganz speziellen Raum auf, und zwar jenen zwischen Leben und Sterben. Es öffnet einen Wahrnehmungsraum, der das Ende des Daseins näher rückt, der Innen- und Außenwelten akustisch charakterisiert, und in dem die innere Stimme, das eigene Grübeln von der umgebenden Betriebsamkeit durchbrochen wird. Ein unverbrauchter, ironisch-leichter Tonfall nimmt dem Ganzen das Pathos, die Schwere. Die schönen Stimmen und die fatalistisch-witzigen Dialoge machen hellhörig und lachen – und Sie erfahren, wie es klingt, wenn das Weltall anklopft. Die Jury gratuliert.
(Margarete Affenzeller „Der Standard“, Hedwig Kainberger „Salzburger Nachrichten“, Norbert Mayer „Die Presse“, Peter Pisa „Kurier“)

Hörspielpreis der Kritik (PDF)

Pressestimme

Die Schriftstellerin, Radiomacherin und Schauspielerin Ursula Scheidle hat mir ihrem zweiten Hörspiel eine große Metapher gewagt. Es geht ihr um nichts Geringeres als um den Raum zwischen Leben und Tod. Aber – keine Sorge: Nur weil die Themen groß sind ist das Stück noch lange nicht traurig. Denn auch wenn das Leben eine Tragödie sein mag, das Ableben ist bestenfalls eine Farce. (Quelle: ORF)

Pressestimme (PDF)